Xinxii – der Distrubutor meines eBooks – hat die schöne Idee, Self-Publishing-Autoren darüber erzählen zu lassen, wie ihr Buchcover entstanden ist.  Dies ist meine Geschichte.

Zufall

Wähernd des Jahres Arbeit an meinem Buch hatte ich lang Zeit überhaupt keine Idee, wie mein Buchcover denn ausehen könnte. Pawlows Hund vielleicht? Ein Hund, der dem Leser herzzerschmelzend treu in die Augen sieht und dabei schön sabbert? Ich hatte mein Manuskript schon an die Testleser verschickt, ihr Feedback eingearbeitet, diese Version wieder an meine alten und neue Testleser geschickt und war weiter Ideenlos. Bis ich abends etwas Ablenkung suchte und mir bei TED einige inspirierende Vorträge ansah. Wie es der „Zufall“ so wollte, war dieser Vortrag dabei:

Brain sells

Eine der Geschichten die sie erzählt: in einem Experiment gaben sie mehreren hundert Lesern den selben Artikel über Neurowissenschaften und fragten danach, wie glaubwürdig der Text sei. Einziger Unterschied: bei der Häfte des Experimentes war das Bild eines Gehirns abgedruckt. Das Ergebnis: der selbe Text ist viel glaubwürdiger, wenn ein Gehirn abgedruckt war. Das war’s! Ein Gehirn muss her! Zumindest das Bild davon.

Talent

Die Tage darauf fielen mir überall im Internet Gehirne auf. Nur: wie mache ich ein Cover daraus? Ich habe viele Talente. Der Buchinhalt erzählt von einigen Talenten. Die komplette technische Umsetzung des Buches, Erzeugung verschiedener Formate, diese Webseite – alles selbst gemacht. Wenn irgendetwas funktionieren soll, bin ich der Richtige. Nur alles was visuell gut werden soll – Graphiken, Farbgestaltung, Design – sollte ich tunlichst anderen überlassen. Was also tun? Wie finde ich jemanden, der das richtig gut macht?

Ich bin im board der Java User Group Stuttgart und wir organisieren dort viele Vorträge und Konferenzen. Unter anderem hatten einige dort eine neue Konferenz ins Leben gerufen und dafür ein Logo gesucht. Die Organisatoren für diese Konferenz hatten einen Wettbewerb bei designenlassen.de ausgerufen, und aus vielen Designs ausgewählt. Vom ausgewählten Design bin ich jetzt noch begeistert und ich wollte den Prozess für mein Buchcover genau so machen.

Serendipity

Nach einigem Browsen fand ich ein Bild, das meinen Vorstellungen nahe kam. Etwas mehr Farbe hätte ich zwar gerne gehabt. Dennoch: die Dynamik und Energie sprach mich an. Bestens als Ausgangsbild für mein Coverdesign geeignet.

Mein Buch entstand auf Mallorca und in verschiedenen Cafés, nicht nur zuhause. Ich brauche Leben um mich herum. Und so kam es, dass ich mit meinem Laptop im Starbucks am Stuttgarter Schloßplatz saß, die Lizenz für das Bild rechts erwarb und eine Projektbeschreibung für designenlassen.de entwarf. 

Während ich also so vor mich hinüberlegte und beschrieb, was ich so wollte, kam ich mit einem jungen Mann ins Gespräch: Benedikt. Wir erzählten uns, was wir so gerade machten. Und als ich so von meniem Buchcover erzähle, war er Feuer und Flamme: er würde sich für Design interessieren und sein Bruder Lukas würde Design studieren… ob wir nicht zusammenarbeiten könnten und ich ihnen den Auftrag geben könnte? Ich war zunächst etwas skeptisch. Was mache ich, wenn nichts dabei rauskommt? Bei designenlassen.de kann ich aus verschiedenen Entwürfen auswählen. Da wird sicher etwas Gutes dabei sein. Auf der anderen Seite sehe ich Menschen, mit denen ich zusammen arbeite, gerne in die Augen. Seine Begeisterung überzeugte mich, es mit den Beiden zu versuchen. Er wollte zunächst mit seinem Bruder sprechen und sich mit ihm zusammen zu überlegen, was sie verlangen würden.

Mein Auftrag: Kein realistisches Foto eines Gehirns, sondern etwas verfremdetes. Das lizensierte Bild darf verwendet werden oder als Anregung dienen. Etwas mehr Farbe hätte ich gerne, beispielsweise farbige Blitze. Ich zeigte ihm Bilder einer Aurora Borealis um zu demonstrieren, welche Farben ich mir vorstellen kann. Trotz aller Verfremdung: ein Gehirn sollte auf den ersten Blick ohne Nachdenken zu erkennen sein. Außerdem wollte ich gleich ein kleines Bildchen haben, wie es in den Webshops in der Listdarstellung verwendet wird, wenn mehrere Cover untereinander dargestellt werden. Denn erst wenn da jemand draufklickt, kommt das hochauflösende Cover zum Tragen.

Erster Entwurf

Wir trafen uns wieder im Starbucks.
 
„Tut mir leid, mein Bruder ist grad nicht in Stuttgart und mitten in einer Projektarbeit…“ sagte mir Benedikt nach einer Woche. Statt mir zu sagen, was sie denn für ihre Arbeit wollen, brachte er gleich mal einen Entwurf mit, den er ohne seinen Bruder gemacht hatte.

Farblich und vom Grunddesign gefiel mir was ich sah. Allerdings: das mit den Zahnrädchen war mir zu mechanistisch. Ich habe zu viel Respekt davor, was in einem Gehirn so abgeht. Mir fehlte das menschliche. Außerdem war für mich das Gehirn nicht auf Anhieb als solches erkennbar. Etwas unglücklich sah Benedikt schon aus.

Wir blieben beide noch zwei Stunden da um zu arbeiten. Ich hatte noch einiges an Feedback und Fragen der Testleser aus der zweiten großen Test-Runde. Es waren noch einige Teile neu zu schreiben um sie einfacher verständlich zu machen. Und ich hatte ein Feedback meines Freundes Hampi, das mich etwas unglücklich machte: Ich wusste, er hatte Recht, nur scheiterten schon mehrere Versuche, seinen Ratschlag auch umzusetzen. Die Fragen anderer Testleser zu beantworten waren nur viel Arbeit. Einige Reihenfolgen im Manuskript waren noch umzustellen, um nicht nur insgesamt einen flüssigen und schlüssigen Aufbau zu haben, sondern auch jeden einzelnen Begriff beim ersten Auftreten so zu motivieren, dass der Gesamtaufbau rund blieb

Spaß und Enthusiasmus

Forum 3. Dieses Café kannte ich noch nicht. Wir trafen uns alle drei, um uns kennen zu lernen. Vor allem Lukas, der ältere Bruder wollte noch einmal ganz genau wissen, um was es in dem Buch eigentlich geht. Über zwei Stunden redeten wir intensiv und mit viel Spaß. Ich erzählte von Pawlows Hund und wie wir heute viel eleganter und präziser beeinflussen können, wie sich unsere Gesprächspartner fühlen, welche Emotionen sie haben. Ich erzählte von Tricks, wie sich die beiden in der Schule und im Studium Lernzustände ankern können, und diese auch in Prüfungen nutzen können. Und sie fragten nach, ob und wie sich diese Tricks in dieser und jener Situation nutzen lassen.

Irgendwie sprang der Funke zwischen uns über. Vielleicht habe ich auch ein klein wenig geankert 😉 

Die perfekte Form - zweite Entwürfe

Wir verabredeten uns im Café Le Théâtre, zogen uns dann aber an einen ruhigeren Ort zurück. Sie wollten mir vorher nichts sagen, schickten mir vorab keine Entwürfe. Es sollte eine Überraschung für mich sein.

„Was ist die perfekte Form?“ frakte Lukas und machte eine Kunstpause. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Der Kreis!“ sagte er stolz. Und er begann mit seiner Präsentation auf seinem Laptop. So gut wie er es gamacht hat, kann ich es hier im Blog natürlich nicht wiedergeben. Doch hier sind die Entwürfe in klein wiedergegeben:

und ein Beispiel in groß, um die Details zu sehen

Es ist auch noch eine neue Idee zu sehen, die Lukas mitbrachte: das Ankern und wieder Erzeugen von Emotionen und Gefühlen hat ihn an die Symbole eines alten Cassettenrekorders erinnert. Mir gefällt diese Idee.

Ich nahm diese Entwürfe und schickte sie an einige Freunde. Testleser, aber auch andere. Denn um einen Coverentwurf gut oder schlecht zu finden, braucht niemand das Buch gelesen zu haben.

Nur so nebenbei, weil die Arbeit schon mal gemacht war, brachte er auch noch einmal einen Entwurf mit, der die Arbeit seines Bruders aufnahm, und ich schickte diese Version ebenfalls an meine Tester.

Lukas hatte auch Beispiele mit der anderen Blickrichtung dabei. Obwohl es sich jeweils um die selben Bilder handelte, ging die andere Blickrichtung gar nicht. Das war so eindeutig, dass ich nicht einmal die Entwürfe habe.

Das überraschende Ergebnis: fast alle Tester (außer meine kleine Schwester) mochten die farbige Version von Benedikt lieber  –  konnten aber kein Gehirn darin entdecken. Es kam mehrfach der Vorschlag zurück, doch die Zahnrädchen mit der Silhouette zu kombinieren.

Nun war ich urprünglich der, dem die Zahnrädchen zu mechanistisch waren. Gerd – Du kannst Recht haben oder Erfolg haben. Aber nicht beides. Und so entschied ich mich, meinem Erfolg nicht im Weg zu sein und schickte das Ergebnis an die beiden Designer, mit der Bitte, doch zu versuchen, diese beiden zu kombinieren.

Dritte Entwürfe

Das Ergebnis der nächsten Testrunde war ganz eindeutig (außer wieder meine kleine Schwester):  Die Zahnräder mit Silhouette ohne die Cassettenrekorder-Zeichen sollten es sein. Dabei möchte ich mich nicht nur bei meinen Freunden bedanken für ihr schnelles Feedback zu den Bildern, sondern auch bei meinen unbekannten Mitreisenden in der S-Bahn morgens und abends, die sowieso nichts besseres zu tun hatten und mir ebenfalls verrieten, welche Entwürfe gut für sie waren. Die Idee mit den Zeichen ist zwar gut, macht die Gesamterscheinung aber unruhig. Ich teilte das Ergebnis und meine Entscheidung meinen beiden Designern mit.

Mensa

Ich traf mich mit Lukas noch einmal in der Mensa. Er hatte ungefragt noch weitere Entwürfe mit den Zeichen dabei. Er wollte sie unbedingt drauf haben. Nach einer weiteren spontanen Umfrage unter vorbeilaufenden Studenten musste er es dann einsehen. Seine gute Idee würde das Cover zu unruhig machen.

Und so blieb es dann bei dem Entwurf, der heute das eBook ziert. Wir hatten als Test übrigens auch ein Bild in eBook-Shops durch das Cover ersetzt, um zu beurteilen, wie es neben anderen Büchern in der Listdarstellung aussieht.

Das Zeichen

Du siehst das Zeichen übrigens als favicon oben im Browser in dieser Webseite. Wir haben die Idee also trotzdem noch aufgenommen. Und auf dem Rücken der Druckversion kam es später dann auch noch einmal zur Geltung.

Das gedruckte Buch

Beim Hochladen bei Amazon musste ich feststellen, dass es für mein Werk die ureigenste Kategorie – NLP – für eBooks nicht gibt, sondern nur für Bücher. Damit war mein eBook bei Amazon praktisch nicht zu finden. Wer über die Kategorie NLP sucht, findet nur Bücher.

Also habe ich meine ursprünglichen Pläne umgeworfen und 100% meiner (Frei-)Zeit dem gedruckten Buch über Createspace gewidmet. Mein Auftrag an Lukas: versuche mal den Text in die Silhouette hinein zu bekommen. Alternativ mache ein einfaches Rechteck. Createspace empfielt, einen Rückentext erst ab einer gewissen Rückenbreite zu machen. Also, sagte ich dazu, mach mal für den Erkennungswert das Zeichen auf den Buchrücken. Hier sind die beiden Ergebnisse:

Gedruckt ist das Cover viel schärfer als hier zu erahnen. Beachte, dass er es hinbekommen hat, den Bindestrich genau auf das Auge zu bekommen. Damit die helle und die dunkle Schrift für das Auge gleich groß aussehen, muss eine leicht unterschiedliche Schriftgröße und ein leicht unterschiedlicher Zeilenabstand genommen werden. Nichts für Laien wie mich. Die senkrechten Linien im ersten Bild sind übrigens nur Hilfslinien.

Lukas wollte unbedingt die Version mit der Silhouette haben – aus dem einfachen Grund, dass da viel mehr Arbeit drinsteckt. Ein Argument, das für mich nicht zählt. Wenn die Tests ergeben, dass das Rechteck besser ankommt, habe ich kein Problem, die Silhouette bezahlt zu haben und trotzdem das Rechteck zu nehmen.

Der Test hatte diesmal kein eindeutiges Ergebnis gebracht. Das Rechteck ist zwar eindeutig flüssiger zu lesen, doch zieht die Silhouette die Aufmerksamkeit auf sich und ist interessanter. Ich hatte mich dann für die Aufmerksamkeit entschieden, Lukas hat sich darüber gefreut und so ziert nun die zweite Version mit dem Text als Silhouette das Taschenbuch.

Gelerntes

Es reicht nicht, den Designer zu bezahlen. Erzähle ihm vom Inhalt, begeistere ihn dafür. Mache alles dafür, dass Ihr Spaß bei der Arbeit habt.

Teste, teste und teste noch einmal. Immer wieder. Technische Tests und Umfragen. Obwohl die Zahnrädchen nicht in mein Weltbild passen, habe ich akzeptiert, dass 80% der Befragten das toll fanden (grafisch fand ich es auch toll). Die meisten sehen die Zahnrädchen übrigens zunächst gar nicht, weil das Bild auf den Webseiten so klein ist. Sie sehen nur ein buntes Gehirn, was mir als Metapher sehr gefällt.

Technische Tipps

Eine Cover-Dateigröße von 1600×2400 Pixeln in rgb hat eine sehr gute Qualität und wird von allen wesentlichen Shops akzeptiert. Das ist die Datei, die Du getrennt von der .ePub oder .mobi-Datei abgibst. Das gilt nicht für die Cover-Datei in der ePub-Datei: hier hat Apple eine Obergrenze von 2 Mio Pixeln, falls Du Apple mit der ePub-Datei bedienst und nicht ein graphisch aufwändigeres iBook machst.

Teste von Anfang auch eine Cover-Version mit 85×115 Pixeln. In dieser Größe treffen Shopbesucher die Entscheidung, ob sie draufklicken. Schau Dir im Shop eine Liste von eBooks aus Deinem Genre an. Ersetze in dieser Liste ein Cover durch Dein Cover. Schau, wie Dein Cover zwischen den anderen wirkt. Es reicht nicht, dass Dein Cover für sich alleine gut aussieht.

Xinxii als Distributor kann derzeit keine Untertitel an andere Shops weitergeben. Damit sind insbesondere Sachbücher nicht zu finden, die wesentliche Suchbegriffe im Untertitel haben. Schreibe also bei Xinxii gleich Titel und Untertitel ins Titelfeld. (Steht bei Xinxii nicht im FAQ)

Die Druckdatei darf keinen Alphakanal haben.

Und der Erfolg?

Nachdem dieser Blogartikel durch Xinxii motiviert ist, schreibe ich mal darüber: Über Xinxii als Shop verkaufe ich sehr wenig. Das ist allerdings auch nicht der primäre Anspruch von Xinxii. Der Anspruch ist, guten Service als Distributor zu bieten, und dabei dem Selbstverleger große vertragliche Freiheiten zu lassen. Wie also ist der Erfolg bei Xinxii als Distributor? In allen folgenden Beispielshops nutze ich Xinxii als Distributor:

Wenn ich bei Weltbild.de nach NLP suche, bin ich derzeit auf Platz 1 von 266:

Vielleicht ist ja auch der Inhalt gut. Der Beweis für den guten Inhalt? Ganz einfach: Auf dem Cover ist ein Gehirn abgebildet 🙂

Die Designer

Sind Benedikt Jakel und Lukas Jakel.
jakel.benedikt.s (ät) gmail.com
luc.yves.jakel (ät) googlemail.com

Und mehr

Sollte es ein weiteres Buch zu einem ähnlichen Thema geben, so schwebt mir vor, das Gehirn zu lassen und die Hintergrundfarbe der Silhouette zu verändern. Das wissen meine Designer aber erst, wenn sie das hier lesen.

Ich könnte trotzdem für mein Projekt noch das Bild eines sabbernden Hundes gut gebrauchen, der den Leser herzzereißend ansieht. Schreibe sachdienliche Hinweise bitte jetzt an den Autor 🙂

Und wo gibt es das Buch zu kaufen?

Gedrucktes Buch
eBook
Nach oben scrollen